EBNER-EBENAUER, Weinviertel
Toskanisch möchte man das Gebäude und die Atmosphäre nennen. Und das kommt nicht von ungefähr, haben doch die Großeltern Manfred Ebner-Ebenauers in Frankreich und Italien studiert. Nachdem das ursprüngliche Weingut 1945 großteils abgebrannt war, bauten sie es wieder auf – stark beeinflusst von ihrem Leben in und ihrer Liebe zu den mediterranen Regionen. Verwinkelt, naturbelassen – ja, fast märchenhaft wirkt das Gebäude. Die behutsame Renovierung erfolgte 2012 und zeugt nicht nur von Marions und Manfreds Liebe für Kunst und Architektur, sondern auch vor allem von ihrem gemeinsamen Bekenntnis, der Bündelung ihrer Kräfte. Von außen ahnt man nicht, was sich hinter dem Tor zur Hauptstraße in Poysdorf wirklich verbirgt. Doch kaum hat man den Innenhof des Weinguts betreten, findet man sich in einer anderen Welt wieder.
Die zwanzig Hektar Rebfläche der Ebner-Ebenauers liegen kleinteilig weit verstreut in allen Himmelsrichtungen rund um Poysdorf. Früher war das die Strategie der Winzer, damit Hagelschäden, die meist auf ein kleines Gebiet beschränkt sind, keine existenzbedrohenden Auswirkungen haben. In der Gegenwart bergen diese verstreuten Weingärten für Marion und Manfred einen vielfältigen Bodenschatz, für den sie große Dankbarkeit empfinden: Dazu gehören natürlich der fruchtbare Weinviertler Lössboden, aber auch pure Sandlagen, karge Kalkböden, warme Schotterlagen und schwere, wasserreiche Lehmböden.
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Das Weingut in Poysdorf ist für sie eine Kraftoase. Nicht nur wegen der verwinkelten Form der alten Gemäuer, die seit vierzehn Generationen der Winzerfamilie gehören. Nicht nur wegen der modernen Details, die sich harmonisch einfügen. Nicht nur, weil hier Ruhe und Rückzug ebenso Platz haben wie legendäre Feiern. Sondern, weil das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Weil aus all diesen Elementen ein unvergleichlicher Ort entsteht, an dem sich Menschen und Weine wohl fühlen. Ja, und auch gar nicht anders können.
Denn Marion und Manfred haben das Leben und die Natur verstanden, die Wichtigkeit von Gegensätzen, von Geben und Nehmen. Was sein muss, muss sein. Ohne Kompromisse. Auch das gilt sowohl für Menschen als auch für ihre Weine, die in dem 400 Jahre alten Keller ruhen.
Manchmal führt das Leben Gegensätzliches zusammen, um dadurch etwas Neues, Kraftvolles entstehen zu lassen. Bei den Ebner-Ebenauers war es so. Manfred, der ruhige, besonnene Tüftler mit Liebe zu Burgunder, der am liebstem im Keller werkt und sich Gedanken über die Weine macht, sie mit allen Sinnen erspürt. Und Marion, die Lebensfreude in Person, energiegeladen und immer auf der Suche nach Herausforderungen. Er, tief verwurzelt in seiner Heimat; sie, einst Negociante, die es in die Welt hinaus zog.
Die Kraft dieser Gegensätzlichkeit ist auch und vor allem in den Weinen spürbar, die sich zu ihrer vollen Größe entfalten können. Denn es fehlt ihnen an nichts – von der liebevollen, erfahrenen Pflege in ihrer „Kindheit“, wenn sie als Trauben an den Rebstöcken hängend wachsen, über kluge Weinbereitung mit möglichst wenigen Eingriffen bis hin zu ihrer Inszenierung, wenn es gilt, ihre besondere Persönlichkeit auch nach außen sichtbar zu machen.
Sie haben großen Respekt vor ihren Wurzeln und richten dennoch ihren Blick klar in die Zukunft. Marion und Manfred wissen um die einzigartige Vielfalt und den unschätzbaren Wert ihrer Böden und alten Rebstöcke.
Der Boden ist immer die wichtigste Grundlage – um aufrecht stehen zu können, um verwurzelt zu sein, um wachsen zu können. Wie wir Menschen haben auch Böden ihren eigenen Charakter. Der Bodencharakter kann sich – in den Weinen – nur in perfekter Kombination mit den passenden Rebstöcken zu seiner vollen Schönheit entfalten.
In dieser Bodenvielfalt hat bei den Ebner-Ebenauers jeder Rebstock seine passende Heimat gefunden, angepasst an Lage und Rebsorte – versteht sich. Und nur so ist es möglich, dass Marion und Manfred gleich sieben verschiedene Grüner Veltliner keltern – jeder mit seinem eigenständigen Charakter, den die beiden bereits gut kennen, auch in seiner Entwicklung. Wenn etwa ein Wein im Keller, also in der Pubertät, revoltiert. Oder träge ist. Oder einen Entwicklungsschub macht.
Das Alter hat seine unschätzbaren Vorteile – auch bei Rebstöcken. Daher sind ihre alten Reben der wertvollste Schatz von Marion und Manfred. In den Weingärten stehen sehr alte Weinstöcke, die ältesten sind 70 Jahre alt. Dieses Alter bringt Weisheit – wie bei einem reifen Menschen. Weisheit durch gewachsene Tiefe: Die Wurzeln graben sich bis zu zwanzig Meter tief in die Erde, wo sie an Mineralien herankommen, die jüngere Stöcke nicht erreichen. Und Weisheit durch Erfahrung: Die alten Rebstöcke bündeln ihre Kräfte besser, und sind in schwierigen Jahren nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Schließlich haben die Alten das schon alles erlebt – und gelernt.
Alte Reben sind aufwändiger in der Bearbeitung, wie auch ein alter Mensch bedürfen sie besonderer Pflege und Aufmerksamkeit. Vom sanften Rebschnitt über achtsame Laubarbeit bis hin zur Ernte: Durch ihre knorrigen Verwachsungen müssen sie teilweise auf den Knien abgeerntet werden. Hingebungsvoll und in perfektionierter Handarbeit kümmern sich Marion und Manfred um sie – und das macht sich bezahlt: Nur ein alter Rebstock kann die Vielschichtigkeit des Bodens derart widerspiegeln; nur ab einem gewissen Alter entstehen besonders komplexe, unnachahmliche Weine. Deshalb kommen Einzellagenweine bei den Ebner-Ebenauers nur von mindestens 30 Jahre alten Weinstöcken (wird am Etikett „Alte Reben“ angeführt von mindestens 50-jährigen Rebstöcken). Marion und Manfred lassen den Rebstöcken die Zeit, die sie brauchen, um in Ruhe Erfahrung und Weisheit zu sammeln.
BIO ist Pflicht
Marion und Manfreds ehrfurchtsvoller Respekt vor Böden und Pflanzen, Natur und altem Weinhandwerk verbietet selbstverständlich alles, was einen herben Eingriff bedeutet. Biologisch-organischen Weinbau empfinden sie daher als ihre Pflicht – nicht als Modeerscheinung, nicht als Marketinggag, sondern als natürliche Konsequenz eines achtsamen Umgangs mit der Natur und dem Leben.
Im Weinkeller ist die Zeit eine andere. Hier unten herrscht eine Stille, die hunderte Jahre alt zu sein scheint. Es ist das einzigartige Schauspiel der Natur das man mit Ehrfurcht und Vorfreude beobachten kann. Hier reifen die Weine heran, bis sie bereit sind, in die Welt hinauszutreten. Und dieser Ort ist Manfred Rückzugsort und Arbeitswelt in einem
Unglaubliche 400 Jahre ist er alt, und 6 Meter unter der Erde auf 3 Ebenen verbirgt sich der Weinkeller der Ebner-Ebenauers. Er existierte bereits zu Zeiten Maria Theresias, er war Zeuge von Hoch-Zeiten und Kriegen, Freud und Leid. Ruhig, unerschütterlich und beschützend durch alle Zeiten brachte er Weine hervor – bis heute herrscht in ihm die gleiche Temperatur, ob klirrender Winter oder flirrender Sommer. Klug gebaut wurde er, schließlich gab es lange keine Technik, wie etwa Pumpen: Daher gelangt der Traubensaft auch heute noch durch das natürliche Gefälle und technikfrei in den Keller. Marion und Manfred sehen es als Privileg, heute so arbeiten zu dürfen. Denn Technik bedeutet für sie nicht nur verlorene Freiheit (aus diesem Grund verliert Manfred auch mit Vorliebe sein Handy 3-5 mal im Jahr – und im Keller funktioniert es zum Glück überhaupt nicht) sondern auch die schonendste Traubenverarbeitung die möglich ist.
Doch der schonende Umgang mit den Weintrauben beginnt noch viel früher. Marion und Manfred lesen sie von Hand, ausnahmslos alle. Eine Maschine würde keine Rücksicht auf Traubenreife und Gesundheitszustand nehmen – nur erfahrene Hände können das. Behutsam werden die Trauben dann in 25-Kilo-Kisten gelegt, damit die empfindliche Haut der einzelnen Beeren nicht verletzt wird. Um einem Aromaverlust und dem Stile des Hauses vorzubeugen, mussten Marion und Manfred ein Traubenkühlhaus errichten. Dass die Weine später eine elegante Struktur und Spannung haben ist Ihnen Säure neben der Trauben Reife, und der Gerbstoffstruktur das wichtigste. Nur so werden alle Nuancen schmeckbar – selbst die kräftigsten Weine der Ebner-Ebenauers sind immer sehr elegant und saftig.
Im uralten Keller schließlich werden die Trauben pumpenfrei verarbeitet und sorgsam ausgebaut. Hier ist Manfreds Reich, hier tüftelt er und spürt den Weinen mit allen Sinnen nach. Ehrfurchtsvoll und dankbar sieht er sich als Weinbegleiter, nicht als Weinmacher. Denn die Weine entwickeln sich von selbst, sie strampeln sich den Weg in die Welt frei, brauchen nur hie und da ein wenig Hilfe – sensibel und schönungsfrei, versteht sich. Bei der Kellerarbeit folgt Manfred seinen überlegten, entspürten und von Erfahrung getragenen Prinzipien. Zum Beispiel liegen auch die Weißweine länger auf der Maische, die der Linie Black Edition sogar 48 Stunden. Dadurch werden Aroma und Gerbstoffe ausgelaugt – letztere sind sehr wichtig für die Lagerfähigkeit der Weine und ihre Struktur.
Generell sind die EE Weine Langstreckenläufer, die sich nach vielen Jahren der Lagerung noch immer entfalten und aufblühen. Die Einzellagenweine etwa werden vor Mai nicht abgefüllt, haben daher viel Zeit auf der Hefe, die sie in Würde und Schönheit altern lassen.