DRAPPIER, Champagne
In Urville wurden Weinreben zum ersten Mal bereits vor 2000 Jahren angepflanzt, in galloromanischer Zeit. Unser Weinkeller aber entstand 1152 auf Befehl des Heiligen Bernhard, des Gründers der Abtei von Clairvaux.
Um dieses wunderbar erhaltene mittelalterliche Denkmal entstand sieben Jahrhunderte später, im Jahre 1808, das Familiengut, das heute von Michel Drappier geleitet wird. In Urville, der neuen Heimat des Pinot Noir, wurde ein Weinberg bepflanzt, de nach den Prinzipien des ökologischen Anbaus bewirtschaftet wird.
Drappier pflegt weiterhin, wie „Archive“ der langen Geschichte des Hauses, fast vergessene und doch unvergessliche Rebsorten: den Fromenteau, den Arbane, den Petit Meslier und den Blanc Vrai.
Heute ziehen sie dem ausgeklügelten, manchmal fast übertriebenen Raffinement das Authentische und Natürliche vor. Dank insbesondere einer zurückhaltenden Dosage und des sehr restriktiven Einsatzes von Sulfiten - das Ideal wurde in der Cuvée Brut Nature Sans Soufre erreicht - versuchen sie, die vielen Facetten der Lagen und der Weinbereitung zur Geltung zu bringen.
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Das zisterziensischen Erbe aus dem 12. Jahrhundert
Vor beinahe 2000 Jahren bepflanzte man einen Hang nahe einer galloromanischen Villa, aus der im Mittelalter Urville werden sollte, mit Weinstöcken. Dieser Weinberg wurde 1116 vom Heiligen Bernhard, der von der Abtei Cîteaux (nahe dem Clos Vougeot) gekommen war, reorganisiert. Er importierte aus Burgund den Morillon Noir, den Vorfahren des Pinot, und ließ mehrere Weinkeller bauen, unter anderem 1152 in Urville, damals eine Außenstelle der Grangie Bavin-Sainte Eulalie. Alle diese Güter gehörten zur großen Abtei von Clairvaux, die der Heilige gegründet hatte und die auf das ganze mittelalterliche Europa ausstrahlte. Als Bernhard 1153 starb, erreichte die Weinproduktion nahezu 600 000 Liter, die in Fässern verschickt wurden - Glas war damals selten und teuer.
Die so bezeichneten „Vins de Bar“ wurden von den Grafen von Champagne geschätzt und auch in Paris, wohin sie auf Schiffen über die Aube und die Seine gelangten. Nach der Französischen Revolution wandelte Napoleon die Abtei Clairvaux in ein Gefängnis um. Der Urviller Weinkeller wurde im 19. Jahrhundert Pfarrhaus des Dorfes. Die Familie Drappier, die die Räume als Miteigentümer ebenfalls nutzte, kaufte das Gebäude und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg dort nieder. Heute ruhen dort neben seltenen Jahrgangsweinen die größten Flaschen, der Stolz des Hauses.
Der Stammbaum der Familie Drappier wurzelt im 17. Jahrhundert. 1604 wurde Rémy Drappier geboren, der wie Nicolas Ruinart als Tuchhändler nach Reims ging. Sein Enkel Nicolas (1669-1724) brachte es unter der Regierung Ludwigs des Vierzehnten zum Königlicher Staatsanwalt. Erst 1808 ließ sich einer der Ahnen, François, in Urville nieder und begann, einen wenige Hektar großen Weinberg zu bewirtschaften.
Zu Beginn der 1930er Jahre kommt es plötzlich zu heftigen Diskussionen rund um den Weinberg. Georges Collot, Michel Drappiers Großvater mütterlicherseits, beschließt als erster im Kanton, wieder Pinot Noir zu pflanzen. Die Entscheidung wird belächelt, man nennt ihn „Père Pinot“, „Papa Pinot“. Mittlerweile macht diese Rebsorte 70% des Bestandes bei Drappier und im Département Aube aus. Die Geschichte hat gegen die Spötter entschieden.
1952 kreierten André und Micheline Drappier die Cuvée Carte d’Or mit ihrem auffälligen gelben Etikett, ein Hinweis auf die Quitte, eine gelbe Frucht, deren Aroma sich in Spuren in jeder Flasche findet. Nach der Frostkatastrophe von 1957 (die Ernte wurde zu 95% vernichtet) setzte André auf den Pinot Meunier, den Schwarzriesling, der den Frühjahrfrösten besser wiedersteht.
1968 erdachte Micheline einen Champagner Rosé, 100% Pinot Noir. Fünfzig Jahre später trug der Erfolg den Rosé de Saignée Drappier bis in den Elysée-Palast.
Seit 1979 leitet Michel Drappier die Weinbereitung, während André mit der Erfahrung von 74 Weinlesen den Weinberg überwacht, der heute über tausend „Tagewerke“ (62 ha) als Eigentum und 50 ha über Vertragspartnerschaften umfasst.
1988 erwirbt die Familie tiefe Keller, die Mitte des 19. Jahrhunderts, unter Napoleon dem Dritten, unter Reims in die Kreide gegraben wurden. In diesen kühlen Gängen veredelt ein treuer Verbündeter, die Zeit, die kostbarsten Flaschen, insbesondere den Grande Sendrée.
Seit 2016 erhalten Michel und seine Frau Sylivie Unterstützung von der achten Generation der Familie Drappier. Charline, Jahrgang 1989, übernimmt nach und nach Marketing und Verkauf, während ihr Bruder Hugo (*1991) für die Reben und die Weinbereitung verantwortlich ist. Antoine, geboren 1996, ist passionierter Tier- und Naturfreund. Mit seinem Arbeitspferd bestellt er einen Teil des Weinbergs nach ökologischen Normen. Ein Gemüsegarten, alte Streuobstwiesen und ein Hühnerhof gehören nun zu den Nebentätigkeiten im Haus Drappier. Das Gut ist heute als CO2-neutral zertifiziert.
Der Weinberg Herzstück des Hauses Drappier
Das Weingut der Familie umfasst heute 62 Hektar, wozu noch die Parzellen kommen, die wir in Vertragspartnerschaft bewirtschaften.
Der Weinberg, der sich im Wesentlichen auf dem Gebiet der Gemeinde Urville befindet, bewahrt den ausgeprägten Charakter des Bezirks von Bar-sur-Aube, der vom Pinot Noir geprägt ist. Diese Rebsorte herrscht unangefochten, sie macht 70% des Weinbergs aus; dazu kommen Pinot Meunier (15%), Chardonnay (9%) und alte Rebsorten (6%).
Die räumliche Nähe zu den Rebstöcken ist notwendig, wenn man die Entwicklung der Pflanzen und ihr Zusammenspiel mit der Umwelt genau beobachten will. In diesem an einem Ort konzentrierten Weinberg konnte die Familie ihre nachhaltigen Anbaumethoden verfolgen und die Anerkennung als „Ökologischer Anbau“ erlangen.
Das Terroir von Urville
Der Weinberg gründet auf einem starken Kalksockel aus dem Oberkimmeridgium, wie man ihn auch in den Grands Crus-Lagen von Chablis findet. Hier hat der Pinot Noir, die Rebe, die „in Drappiers Adern fließt“, eine neue Heimat gefunden.
Urville ist das Dorf, in dem seit 1808 das Herz der Familie schlägt. Dort steigt der Wein, der in der galloromanischen Epoche vor 2000 Jahren zum ersten Mal angepflanzt wurde, unter den wohlwollenden Blicken des Heiligen Bernhard, des Gründers der Abtei von Clairvaux, von den umgebenden Hügeln.
Das neue Leben alter Rebsorten
Vor über 20 Jahren begann Michel Drappier, vergessene Rebsorten, von denen Restbestände auf unserem Weinberg in Urville wuchsen, wieder anzupflanzen. Damit begann ein Forschungs- und Lernprozess, aus dem 2007 die Cuvée Quattuor und 2019 der Trop m’en Faut (100% Fromenteau) hervorgingen.
Die inzwischen seltenen Rebsorten gehören zum genetischen Erbe, das die Champagne seit fast 2000 Jahren angesammelt hat. Sie zu erhalten galt uns als folgerichtige Fortsetzung unserer Tätigkeit, der wir seit acht Generationen als Winzer nachgehen. Die vier vergessenen Rebsorten Arbanne, Petit Meslier, Blanc Vrai und Fromenteau beanspruchen 3,5 Hektar und werden ökologisch angebaut.
Die Geschichte des Gebäudes, das die Familie Drappier heute bewohnt, beginnt im 12. Jahrhundert. Damals gründete der heilige Bernhard in Urville eine Aussenstelle der Abtei Clairvaux. Der Stammbaum der Familie Drappier reicht nicht ganz so weit zurück, aber doch bis ins 17. Jahrhundert. Er beginnt 1604 mit der Geburt von Rémy Drappier, der Tuchhändler in Reims wird. Doch erst 1808 lässt sich einer der Vorväter des Hauses, François, in Urville nieder und unternimmt es, dort einen Weinberg zu bewirtschaften, der sich heute über 55 ha erstreckt. In den 1930ger Jahren beschloss der damalige Firmenerbe, Georges Collot, als erster im Bezirk Pinot Noir zu pflanzen. Seine Entscheidung wurde belächelt, man gab ihm den spöttischen Spitznamen „Papa Pinot“. Heute macht diese Rebsorte 70% des Weinguts Drappier aus, und fast drei Viertel der Rebstöcke auf dem Territorium der Gemeinde.
Der Weinberg, der heute den historischen Zisterzienserkeller umgibt, ist der Stolz des Hauses. Die naturnahe Bestellung der Reben lässt Trauben heranreifen, die reich sind an komplexen Aromen. Die ausgeprägte Individualität der daraus erzeugten Champagnerweine spiegelt sich auch in den außergewöhlichen Flaschen wieder.